Be­ein­träch­ti­gungs­ar­ten und Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten

So unterschiedlich wie die Studierenden an unserer Hochschule sind auch die Arten der Beeinträchtigungen, mit denen manche Studierende leben. Diese Übersicht soll einen kurzen Einblick in die verschiedenen Beeinträchtigungen und ihre Auswirkungen auf das Studium geben und ist bei Weitem nicht abschließend. Sollten Sie spezielle Fragen zu einem der Beeinträchtigungsbilder haben, wenden Sie sich gern an die Servicestelle SmB.

Depression, Autismus, Angststörungen, Diabetes, Epilepsie, Asperger-Syndrom, Rheuma, Legasthenie – Menschen, die damit leben, sieht man das in der Regel nicht automatisch an. Es gibt zahlreiche Behinderungen und chronische Erkrankungen, deren Symptome für andere nicht direkt sichtbar sind. Dies reicht von Organfunktionsstörungen bis hin zu psychischen Belastungen. Symptome wie Erschöpfung und Müdigkeit, von denen sehr viele chronisch kranke Menschen betroffen sind, schränken die Belastbarkeit und die Leistungsfähigkeit stark ein. Da bei Studierenden mit einer nicht-sichtbaren Behinderung die Erkrankung (auf den ersten Blick) nach außen hin nicht erkennbar ist und somit für Außenstehende auch nicht existiert, sehen sie sich einem enormen Erwartungs- und Anpassungsdruck ausgesetzt. Lehrende und Mitstudierende gehen davon aus, dass sie sich vollständig (ohne zusätzliche Ablenkungen, wie Krankheit oder Behinderung) auf ihr Studium konzentrieren können. Dieser Druck führt oftmals zu einer Überforderung. Ihm kann durch ein Outing entgegengewirkt werden, allerdings geht damit oftmals die Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung einher. Das Thema „Outing“ ist daher sehr sensibel und immer eine individuelle Entscheidung, bei der die Vor- und Nachteile abgewogen werden sollten.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • Weisen Sie auf das vertrauliche Beratungsangebot der Servicestelle Studium mit Beeinträchtigung hin und Ermutigen Sie dazu, die Beratung zu nutzen
  • Ermöglichen Sie zeitliche Freiräume, damit Therapiezeiten und Arztbesuche koordiniert bzw. wahrgenommen werden können
  • Setzen Sie klare und kleinschrittige Zielvorhaben
  • Geben Sie frühzeitig Referatsthemen und Literaturlisten bekannt
  • Räumen Sie mehr Zeit für Recherchearbeiten und Literaturbeschaffung ein
  • Vermeiden Sie Zeitüberziehungen in Lehrveranstaltungen

Sehbehinderungen treten als Folge einer Augenerkrankung, als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung (wie z.B. Multiple Sklerose, Migräne, Schädel-Hirntrauma, Tumorerkrankung) oder als Nebenwirkung einer Medikation auf. Studierende mit einer eingeschränkteren Sehfunktion haben oft Schwierigkeiten, Details zu erkennen, großflächige Tafelbilder zu erfassen, sind farbenblind, lichtempfindlich oder brauchen starke Beleuchtung. Eine große Hürde stellt zudem die Menge an gedruckten und visuell aufgearbeiteten Studienmaterialien dar. Der zeitliche Aufwand, um Bücher, Texte, Folien oder Tafelbilder in eine rezipierbare Form zu bringen, ist enorm.

Studierende mit einer Sehbeeinträchtigung benötigen je nach Ausprägung der Beeinträchtigung unterschiedliche Hilfsmittel: Software zum Übertragen von Schrift und Bildmaterial in Sprache, Computer mit tastbarer Schrift (Braille), Vergrößerungsgeräte, Tonaufzeichnungen etc. In der Regel verfügen sie bereits selbst über diese technische Ausstattung.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • Achten Sie darauf, dass Flure, Büros, Eingänge nicht zugestellt sind.
  • Stellen Sie vorab Ihre Unterlagen (Skripte, Folien etc.) zur Verfügung, damit betroffene Studierende den Vortrag am Laptop (unter Zuhilfenahme von Software) verfolgen können
  • Schreiben Sie leserlich, groß und deutlich
  • Erörtern Sie Grafiken und Bilder, nutzen Sie, wenn möglich, digitale Systeme als Tafelersatz (z. B. Whiteboard). Sprechen Sie jedes Wort, das Sie schreiben, laut aus
  • Erstellen Sie barrierefreie Lehrmaterialien, in denen Strukturen und Formatierungen das Lesen der Dokumente erleichtern (Hinweise dazu hier: PDFPPT)
  • Setzen Sie PCs mit Vergrößerungssoftware oder Screen Reader bei Prüfungen ein (Ausleihe im IMT Medien)
  • Erstellen Sie Dokumente (z.B. Klausuren) in Blindenschrift (Servicestelle kann hierbei unterstützen)

 

Hörbehinderungen können durch eine angeborene Gehörlosigkeit oder eine erworbene Ertaubung entstehen. Von Gehörlosigkeit wird gesprochen, wenn jemand niemals ein Hörvermögen entwickelt hat. Entsprechend ist auch die akustische Sprachfähigkeit nicht oder sehr wenig entwickelt. Die Umgangssprache ist die Gebärdensprache, gesprochene Sprache wird wie eine Fremdsprache erlernt. Bei Ertaubung tritt der Hörverlust im Laufe des Lebens ein. Von diesem Zeitpunkt an kann auch die Fähigkeit, sich zu artikulieren, eingeschränkt sein. Eine weitere Form der Beeinträchtigung ist die Schwerhörigkeit, bei der die Betroffenen akustische Sprache schwer, lückenhaft und undeutlich wahrnehmen. Hörgeräte können diese Behinderung vermindern, in der Regel aber nicht vollständig ausgleichen. Alle Hörbehinderten sind darauf angewiesen, schriftliche Studienmaterialien, Referate und Literaturlisten sehr frühzeitig zu bekommen, um sich auf die Veranstaltung vorbereiten zu können. Es ist für diese Studierenden nahezu unmöglich, gleichzeitig einer Vorlesung zu folgen und selber Mitschriften anzufertigen. Große Probleme entstehen auch in Seminarsituationen, wenn nicht alle Teilnehmenden erkennbar sind, sodass Diskussionsbeiträge nicht verstanden bzw. von den Lippen gelesen werden können.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • Halten Sie Blickkontakt, sprechen Sie langsam und deutlich
  • Sprechen Sie mit einem sichtbaren „Mundbild“, um das Lippenablesen zu ermöglichen
  • Stellen Sie sich nicht mit dem Rücken zu den Studierenden, gehen Sie nicht auf und ab
  • Stellen Sie frühzeitig Studienmaterialien bereit
  • Nutzen Sie ein Mikrofon und technische Hilfsmittel, wie z.B. FM-Hörverstärkungsanlagen
  • Fassen Sie Redebeiträge kurz zusammen und wiederholen Sie Wortmeldungen
  • Achten Sie darauf, dass bei Gruppendiskussionen immer nur eine Person spricht.
    • Veranlassen Sie ggf., dass ein Mikrofon und/oder eine FM-Anlage herumgereicht wird.
    • Geeignete Sitzformen wären dabei ein Kreis oder Viereck, damit Sichtkontakt zu allen Teilnehmenden besteht
  • Nutzen Sie als Unterstützung Schrift- und Gebärdensprachdolmetscher*innen (die Servicestelle kann diese vermitteln)
  • Falls Gebärdendolmetscher*innen assistieren, sollten auch sie rechtzeitig mit Material versorgt werden, damit sie sich Fachbegriffe und wissenschaftliche Termini aneignen können
  • Integrieren Sie bei Videos Untertitel und/oder Gebärdensprache

Studierende mit einer Sprachbeeinträchtigung haben schon oft bereits vor dem Studium
die Erfahrung machen müssen, für intellektuell nicht reif gehalten worden zu
sein. Ausgrenzungs- und Spotterfahrungen sind dabei keine Seltenheit. Aus Furcht vor
erneuter Diskriminierung werden deshalb Wortbeiträge oftmals möglichst vermieden.
Stottern ist dabei die wohl bekannteste Form der Sprachbeeinträchtigung. Aber auch
nach einem Unfall, nach Tumorerkrankungen, bei Hörbeeinträchtigung, bei einer Muskeldystrophie
oder anderen Beeinträchtigungen kann es zu Sprach-, Stimm- und Redestörungen
kommen.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • Vermeiden Sie den Eindruck von Ungeduld und Zeitdruck, lassen Sie die Studierenden aussprechen
  • Unterbrechen Sie die Studierenden nicht und vervollständigen Sie keine Worte und Sätze
  • Geben Sie keine gut gemeinten Ratschläge wie z. B. "Holen Sie erstmal tief Luft" oder "Fangen Sie doch noch mal in Ruhe von vorne an"
  • Sprechen Sie selbst wie immer, in Ihrem eigenen Sprachtempo
  • Halten Sie normalen Blickkontakt während eines Wortbeitrags
  • Erlauben Sie das Ablesen von Referaten oder erlauben Sie bei Gruppenarbeiten, dass nur eine Person die Resultate vorstellt. Handelt es sich dabei um eine Prüfungsleistung, muss ggf. ein Nachteilsausgleich beantragt werden

Legasthenie und Dyskalkulie sind Lernbeeinträchtigungen, die auf neurobiologische
Hirn-Funktionsstörungen zurückgeführt werden können. Sie haben keinen Zusammenhang mit der intellektuellen Leistungsfähigkeit der betroffenen Studierenden. Studierende mit Teilleistungsstörungen, haben aber oftmals die Erfahrung machen müssen, für "dumm" oder "faul" gehalten zu werden.

Bei Legasthenie, der sogenannten Lese- und Rechtsschreibschwäche, liegt eine Störung der auditiven und der visuellen Wahrnehmung vor. Das bedeutet, dass sowohl lautliche als auch schriftsprachliche Elemente nicht differenziert erfasst, im Gedächtnis verankert und wiedergegeben
werden. Dies kann zu Problemen beim Lesen führen: geringes Lesetempo, Wörter werden
falsch geschrieben oder verwechselt, Satzfehlstellungen treten auf oder die eigenständige
Strukturierung von Texten ist schwer bis nicht möglich.

Bei Dyskalkulie, der sogenannten Rechenschwäche, betrifft die Störung die Wahrnehmung, Speicherung und Wiedergabe von Rechenoperationen. Dies kann dazu führen, dass mathematische Prozesse zwar verstanden, aber nicht schriftlich wiedergegeben werden können.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • stellen Sie frühzeitig Ihre Unterlagen (Skripte, Folien etc.) zur Verfügung, damit betroffene Studierende sich rechtzeitig vorbereiten können
  • achten Sie bei Präsentationen darauf, dass diese übersichtlich sind und ein kontrastreiches Schriftbild haben
  • schreiben Sie wichtige Informationen und neue Fachwörter in deutlich lesbarer Schrift auf
  • ermuntern Sie Studierende dazu, sich Korrekturhilfen bei Kommilliton*innen zu holen oder Rechtschreibprogramme zu nutzen

Menschen mit einer Körperbehinderung sind oftmals in ihrer Mobilität eingeschränkt. Einige der Betroffenen sind dauerhaft auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen, andere nutzen Gehhilfen, Prothesen oder andere Hilfsmittel oder versuchen ihren Studienalltag ganz ohne technische Hilfsmittel zu meistern.
Bauliche Barrieren sind für diese Studierenden eine große Herausforderung: Fehlende Türöffner, defekte Fahrstühle, lange Wege zwischen Veranstaltungsorten, wild abgestellte Fahrräder, zugestellte Flure oder fehlende rollstuhlgerechte Behindertentoiletten sind nur einige Beispiele dafür, warum manche Lehrveranstaltungen verspätet oder gar nicht besucht werden können.
In der Regel gibt es motorische Einschränkungen, bei denen diese Studierende die notwendigen Notizen in Veranstaltungen schwer oder überhaupt nicht erfassen können. Hierbei können diverse Modifikation hinsichtlich einer Schreibzeitverlängerung usw., die Defizite beseitigen.

Sie können Studierende in dieser Situation durch folgende Maßnahmen unterstützen:

  • Buchen Sie zugängliche und barrierefreie Hör- u. Seminarsäle (Infos bei der Zentralen Raumvergabe)
  • Stellen Sie höhenverstellbare Tische und Sitzgelegenheiten zur Verfügung
  • Geben Sie notwendige Literatur und Referatsthemen rechtzeitig bekannt, da das
    Beschaffen von Literatur aufwändig sein kann
  • Stellen Sie vorab Ihre Unterlagen (Skripte, Folien etc.) zur Verfügung, damit betroffene Studierende nicht unbedingt mitschreiben müssen

An­sprech­part­ne­rin

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Kathrin Weber

Zentrale Studienberatung (ZSB)

Servicestelle Studium mit Beeinträchtigung, Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung

E-Mail schreiben +49 5251 60-5498